Leserbriefe |
Montag, 16.08.2010 | Drucken |
Leserbriefe
Ludwig Meier schrieb:
"Obliegt es den Muslimen, daß sie den Nicht-Muslimen die Angst vor dem Islam nehmen"
Es ist immer wieder interessant, wie Befürworter eine EU-Mitgliedschaft der Türkei, und hier insbesondere die Türkei selbst, von einem natürlichen Recht ausgehen, daß die Türkei Mitglied der EU zu werden hat und auf der anderen Seite die Gegner von einem Naturgesetz ausgehen, daß die Türkei nicht Mitglied der EU sein könne. Beides ist natürlich völliger Unsinn.
Tatsächlich stimme ich grundsätzlich mit David Cameron überein, daß die EU sich nicht über Religionen, sondern über Werte definiere. Allerdings können die gelebten Werte einer Religion durchaus mit den Werten der EU im Widerspruch stehen. Da hilft es auch wenig, daß die Werte des "wahren Islam" mit den Werten Europas nicht inkompatibel seien. Im real existierenden Islam gibt es nun einmal Werte, die den europäischen Werten ganz eindeutig widersprechen.
Europäer lehnen es nun einmal ab, ihre Frauen zu verschleiern, sie zwangsweise zu verheiraten oder sie gar zu töten, wenn sie die vermeintliche Ehre der Famillie beschmutzen. Da hilft es wenig, wenn fortschrittlichere Muslime sich immer wieder hinstellen und behaupten, diese Dinge seine mit dem Koran gar nicht vereinbar. Für ganz normale Muslime sind sie nun einmal ganz offensichtlich doch mit dem Islam vereinbar. Der Koran scheint auch eine derartige Auslegung zuzulassen. Ebenso, wie man offenbar einen Heiligen Krieg im Sinne von Terrorismus mit dem Koran rechtfertigen kann.
Interessant ist auch immer die Drohung, daß es gefährlich sei, auf die Türkei als EU-Mitglied zu verzichten. Neben wirtschaftlichen Argumenten wird auch immer wieder angeführt, daß die Türkei sich dann eher dem Osten zuwenden oder gar sich radikalisieren könne. Solche Drohgebärden sind natürlich sehr förderlich für ein friedliches Miteinander und sprechen unbedingt für die Friedfertigkeit des Islam.
Daß schließlich die Bezeichnung des blockierten Gaza-Streifen als Gefangenenlager in der Türkei, also bei Muslimen, zu Begeisterungsströmen führt, überrascht auch nicht wirklich. Ein weiterer Hinweis darauf, daß der Islam den Frieden liebt. Immerhin ist die Blockade des Gaza-Streifens nicht ganz unerheblich dem Verhalten der Hamas geschuldet. Mir scheint, daß Muslime gut daran täten, auf die Hamas einzuwirken, eine friedliche Lösung im Konflikt mit Israel anzustreben, anstatt ständig laut aufzuschreien bei jeder Ungerechtigkeit Israels (die es unbestritten gibt). Ebenso müßte natürlich der Westen auf Israel einwirken nach einer friedlichen Lösung zu suchen.
Aber dennoch, die EU würde aus meiner Sicht sehr davon profitieren, wenn die Türkei Mitglied würde anstatt dieser immer wieder ins Gespräch gebrachten priviligierten Partnerschaft. Was soll das überhaupt sein? Wieso soll die Türkei gut genug für eine priviligierte Partnerschaft sein, nicht aber für eine Mitgliedschaft? Vor allem wäre dann in der EU ein gewisses Gleichgewicht der beiden großen Religionen (Islam und Christentum) hergestellt. Dann könnten beide Religionen auch beweisen, daß sie tatsächlich ihre wahren Werte leben und daß diese nicht nur hohles Gerede sind. Welche Anstrengungen die Türkei noch unternehmen muß, damit sie in den Genuss einer Mitgliedschaft kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Meines Wissens waren Portugal und Griechenland auch nicht gerade Musterdemokratien, als sie in die EU gekommen sind. Ich glaube, daß die Türkei in dieser Hinsicht weiter ist als diese beiden Staaten damals.
Auf alle Fälle obliegt es den Muslimen, daß sie den Nicht-Muslimen die Angst vor dem Islam nehmen, indem sie weiterhin für die Werte Europas einstehen und klarstellen, daß diese Werte nicht im Widerspruch zum Islam stehen und daß ein moderner Islam nicht die Aufgabe aller Werte bedeutet. Herr Aiman Mazyek leistet auf diesem Gebiet, wie ich finde, hervorragende Arbeit.
Bezogen auf: Premier David Cameron :„Werte des wahren Islam mit den Werten Europas nicht inkompatibel“
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