Leserbriefe
Lydia Kh. Makhloufi schrieb:
"Muß Platz für alle sein - für das Kopftuch genauso wie für die Adventsfeier"
Die Gretchenfrage scheint mir - gerade bei der FDP - nicht so sehr die leidige Kopftuchfrage zu sein, so wichtig Diskriminierungsfreiheit auch zweifellos ist. Wenn wir uns gegen Diskriminierung starkmachen, dann stellt das Kopftuch hier sowieso nur einen Teilaspekt dar. Neutralität des Staates meint lt. herrschender, schon in Weimar geltender Rechtsprechung: Es muß Platz für alle sein - für das Kopftuch genauso wie für die Adventsfeier oder das Kruzifix an der Wand oder die Kippa eines jüdischen Lehrers, für Schwarze ebenso wie für Behinderte.
Aber hier zeigt sich leider ein Manko, an dem (nicht nur) wir Muslime heutzutage leiden: das Ghettodenken. Das Engagement für die eigenen - aber eben auch nur für die eigenen Belange. Dabei sind wir längst ein Teil von Deutschland und sollten das auch leben. Irgendwann wird es in unserer Heimat in sha Allah selbstverständlich sein, Özlem Müller zu heißen und kopftuchtragende Chefinformatikerin eines angesehenen Unternehmens oder leitende Beamtin zu sein. Es wird selbstverständlich sein, daß Frauen genauso ihr eigenes Arbeitseinkommen erzielen wie Männer. Es wird selbstverständlich sein, daß Deutsche Muslime und Muslime Deutsche sein können. Muslime, Juden und Christen werden gemeinsam in allen Parteien im Parlament sitzen und für ihr gemeinsames Heimatland Politik machen. Es erfordert unser geduldiges Engagement, damit es dahin kommt.
Im Moment scheint die eigentliche Gretchenfrage jedoch eine ganz andere zu sein: Wie hältst du's mit der Wahrheit? Wie kam es zur Finanzkrise, und welche Rolle hast du darin gespielt? Das sind die Fragen, die (auch) wir (muslimischen) Bürger den Politikern aller Parteien stellen sollten. Und diese Fragen gehören auch vor einen Untersuchungsausschuß im Bundestag.
Bezogen auf: Superwahljahr 2009 - Besuch bei der FDP und die Gretchenfrage Kopftuch
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